Es gibt Aussagen – da hast du aber Glück gehabt. Es gibt Gedichte, die davon handeln und auch Zitate. Glück ist wichtig im Leben. Mir fällt immer ein Gedicht von Goethe ein. Ich habe es als Kind in einem Buch gelesen und es ist mir nicht aus dem Kopf gegangen.

Willst du glücklich sein im Leben,
trage bei zu andrer Glück;
denn die Freude, die wir geben,
kehrt ins eigne Herz zurück.

Um glücklich zu sein, muss ich andere glücklich machen, so die Aussage der Zeilen, nur dann kehrt es zu mir zurück. Selbstlos anderen alles geben und dann von den Resten zehren. Es ist ein Poesiealbumspruch – mehr nicht. Natürlich macht es Freude Glück zu verschenken. Ich bin selber auch so, wenn andere sich freuen, dann freue ich mich selbstlos mit.

Ich komme von einem schönen Wochenende zurück. Vier Tage habe ich meinen Sohn besucht, der seit kurzer Zeit in Nürnberg lebt. Wir haben viel unternommen und ich bin in diesen Tagen sehr glücklich gewesen. Gute Gespräche, leckeres Essen und viele Unternehmungen haben dazu beigetragen. Ein bisschen davon kann ich in meinen Alltag integrieren, aber die Normalität holt einen schnell wieder ein. Das Display meines Telefons blinkte heftig und da man jede Nummer angezeigt bekommt, bekam meine Freude einen Dämpfer. Schon wieder gingen die Gedanken in Richtungen, die ich fast vergessen glaubte. Sicherlich alles Kleinigkeiten gemessen an wirklichen Tatsachen, die einem das Leben schwer machen können. Eine Krankheit, Mobbing, Ärger auf der Arbeitsstelle und Kummer mit den Kindern und nicht zuletzt eine Scheidung, die sehr einschneidend sein kann.

Wer sich als Kind gut aufgehoben wusste, der hat es auch als Erwachsener einfacher mit Situationen umzugehen. Glück hat mit Wohlbefinden zu tun. Wir können in einem guten Gespräch tiefe Gefühle erfahren und auch die Körpersprache ist auch ein wichtiges Mittel, um sich sicher und gut verstanden zu fühlen. Zusammen einen Film schauen kann das nicht ersetzen und auch Foren im Internet bieten nur scheinbare Glücksgefühle.

Ich mag Antigone und ihre Auffassung vom kleinen Alltagsglück. Wieder und wieder habe ich es gelesen und festgestellt, dass ich mich oft zu schnell zufrieden gebe. Meine Kindheit hat mich gelehrt, nichts zu hinterfragen, sondern zu akzeptieren. Das hat aber auch den Vorteil, dass ich eine große Portion Anteilnahme in mir trage und mitfühlen kann. Ich kann Glück empfinden, wenn eine Blume blüht, die Sonne scheint oder ein Fremder mich einfach anlächelt.  Wenn die Sonne ins Zimmer scheint oder eine Wolke besonders bizarr aussieht. Oft bin ich ein Träumer, der in seiner eigenen Welt lebt. Der zu schnell vertraut und dann abstürzt. Inzwischen verschließe ich wieder mehr in mir und es geht mir gut damit.

In einem Kommentar habe ich eben gelesen

Man sagt immer: jeder hat die Chance, sein Leben zu ändern - nur, wenn es so einfach wäre, warum tun es so wenige?

Dem stimme ich zu und die Antwort liegt auf der Hand. Die Bequemlichkeit hindert uns am Ändern. Es gibt unzählige Beispiele dafür. Wäre ich dann aber glücklicher? Hat Glück auch mit Zufriedenheit zu tun? Es hat kein Verfallsdatum, wird nie schlecht und muss ausgemustert werden.

Wir machen uns das Leben oft unnötig schwer. Glück wiegt nicht viel, man kann es immer mit sich herumtragen, es passt in jede Tasche. Ich muss mich nicht für andere ändern, ich muss mich selber lieben und akzeptieren. Das kann ein langer Prozess sein.

Ich fühle mich glücklich, auch wenn sich gerade ein Tür geschlossen hat, so wird sich eine  andere öffnen. Mir war und ist Ehrlichkeit immer sehr wichtig gewesen und sich selber treu bleiben. Das kann ich aber von anderen nicht erwarten.

Jeder ist seines Glückes Schmied und ich schmiede ordentlich

Mein Glück liegt nicht darin Bücher oder Gedichte zu schreiben.

Ich habe in einem anderen Forum lange Zeit geglaubt mithalten zu müssen. Jetzt neigt sich meine Zeit dort dem Ende entgegen und ich verspüre nicht mehr das Bedürfnis mich vorbehaltlos mitzuteilen. Vermutlich habe ich die Spielregeln nicht verstanden, aber ich habe verdammt viel hinzugelernt. Wenn ich übergangen worden bin, habe ich gezweifelt, heute unternehme ich nicht einmal den Versuch mitzuhalten und es geht mir gut damit.

Es gibt keine Gebrauchsanleitung fürs Glücklich sein und vielleicht hat Herr von Goethe doch recht mit seinen Worten.

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